„,Fair Play’ geht anders!“
Alireza Khosravy, Trainer der 1. Futsal-Mannschaft des Wuppertaler Sportvereins (WSV), blickt mit viel Optimismus und leider auch großer Verärgerung auf den Start der Regionalliga-Saison 2020/2021. Im exklusiven und explosivem Interview spricht der Iraner über die Vorbereitungen seines Teams, aber auch über das Verhalten anderer Vereine, die abseits von „Fair Play“ gehandelt haben.
Herr Khosravy, die Vorbereitung ist nun vorbei. Wie schätzen Sie die vergangenen zwei Monate ein? Sind Sie zufrieden mit der bisherigen Mannschaft-Leistung und der Planung? „Die Vorbereitung auf die Saison wurde in zwei Schwerpunkten unterteilt. Im ersten Monat haben wir uns auf die Fitness der Spieler fokussiert, danach ging es an die taktische Arbeit. Der erste Teil lief sehr gut und die Bereitschaft der Spieler war groß, alle sind motiviert zum Training gekommen. Die taktische Arbeit hingegen lief schwieriger an, das lag unter anderem daran, dass urlaubsbedingt immer wider wichtige Schlüsselspieler fehlten. Die Testspiele haben uns schließlich geholfen, nochmals unsere Schwächen und Stärken zu erkennen. Mein Ziel ist es, meine Spieler einzeln aber auch im Team weiter voranzubringen, zu fordern und somit zu fördern. Dies benötigt noch weitere Zeit.“
Das letzte Testspiel gegen Eintracht Braunschweig hat Ihre Mannschaft nach einer deutlichen Führung in der ersten Halbzeit dann leider knapp verloren. Wie beurteilen Sie diese Partie? “Das Ergebnis bei Testspielen ist nicht vorrangig für mich. Mein Ziel war es, diese Spiele zu nutzen, um verschiedene Taktiken auszuprobieren. Meine Spieler müssen lernen, wie man ein Spiel nicht nur stark beginnt, sondern es auch über die ganze Zeit dominiert und somit erfolgreich abschließt. Allgemein war ich mit der Leistung meiner Mannschaft in Braunschweig sehr zufrieden – obwohl drei bis vier unserer Schlüsselspieler gefehlt haben. Wir haben gegen eine sehr organisierte und technisch starke Mannschaft gespielt. Ich wünsche dem Team von Eintracht Braunschweig viel Erfolg in der Regionalliga Nord und bedanke mich für die herzliche Gastfreundschaft!“
Nun geht die neue Saison endlich los! Ist der WSV bereit? „Dass es nun wieder mit dem Liga-Betrieb weiter geht, freut uns alle sehr. An dieser Stelle möchte ich mich beim Verband sowie allen angeschlossenen Vereinen bedanken, die die neue Saison trotz der doch komplizierten Corona-Lage geplant haben. Wir sind bereit und hoch motiviert! Natürlich wird unsere Entwicklung auch während der Saison voranschreiten. Die Regionalliga West ist meiner Meinung nach eine der stärksten Futsal-Ligen in Deutschland. Ich erwarte, dass meine Spieler ab Samstag mit voller Konzentration dabei sind und hoffe, dass die Saison ohne Probleme zu Ende gespielt werden kann.“
Worin sehen Sie die größte Stärke Ihrer Mannschaft? „Das ist definitiv der Zusammenhalt meines Teams, der ist wirklich beeindruckend! Solch eine gute Stimmung und freundschaftliche Atmosphäre machen einen Trainer sehr stolz. Darüber hinaus bin ich selbstverständlich mit dem engagierten Einsatz meiner Spieler während der Vorbereitung und den Testspielen sehr zufrieden. Der Wille und der Ehrgeiz sind da und wir alle hoffen, dass wir durch unsere harte Arbeit im Vorfeld unsere Ziele erreichen können.“
Erst vor wenigen Tagen gab es dann aber doch Unruhen im Umfeld des Wuppertaler SV. Der Trainer einer anderen Mannschaft aus der Liga hat kurzfristig versucht, einen Ihrer Spieler abzuwerben. Was halten Sie davon? „Diese Ereignisse – nur eine Woche vor Saison-Beginn – sind sehr bedauerlich und haben nichts mit ,Fair Play’ zu tun. Ich bin auch persönlich betroffen und enttäuscht, denn mit besagtem Trainer stand ich in Kontakt. Was hat er nur damit bezweckt? Die Abmeldefrist ist seit Ende Juli vorbei. Er verfügt über den größten Kader und ein hohes Budget – das rechtfertigt aber nicht solch ein unfaires Verhalten. Zu versuchen, eine gegnerische Mannschaft zu schwächen, indem einer der Spieler zu diesem Zeitpunkt gezielt mit Geld angelockt wird – das ist ein Niveau, das ich so nicht in Deutschland erwartet habe. Stattdessen hätte er sich einfach auf seine Mannschaft konzentrieren sollen. Wir haben natürlich ebenfalls Spieler anderer Mannschaften angesprochen und Verhandlungen geführt, aber im Juni und im Juli und nicht eine Woche vor Saison-Beginn. Viele der Vereine in unserer Liga haben keine großen finanziellen Möglichkeiten und müssen um ausreichend Hallenzeiten kämpfen, sie geben dennoch alles, um eine gute Saison zu spielen. Mit solchen unmoralischen Mitteln für Unruhe in gegnerischen Teams zu sorgen, das ist sehr charakterschwach!“
Wie sind Sie und auch das Team damit umgegangen? „Als der Spieler uns unmittelbar danach davon in Kenntnis gesetzt hat, habe ich ihm direkt signalisiert, dass ihm keine Steine in den Weg gelegt werden, wenn er gehen möchte. Ich möchte keine Spieler in meiner Mannschaft, die lieber woanders unter Vertrag wären. Mir ist es wichtig, dass jeder aus meinem Team glücklich ist, Teil der WSV-Familie zu sein. Trotz des finanziell sehr guten Angebots, hat sich unser Spieler entschlossen, bei uns zu bleiben. Die Freude aller war sehr groß! Wie bereits gesagt, der Zusammenhalt ist beeindruckend! Dennoch bleibt eine Verärgerung: In meiner langjährigen Futsal-Karriere habe ich noch nie so eine Unsportlichkeit durch einen Kollegen erlebt. Diese Aktion hatte doch nur das Ziel, unseren Spieler abzulenken und uns den Start in die Saison zu erschweren. Ich hoffe, ich muss so etwas nicht nochmal erleben. Wir alle wollen dieses Jahr Meister werden, aber bitte mit fairen Mitteln – schließlich teilen wir doch dieselbe Leidenschaft für den Sport. Meiner Mannschaft möchte ich für die starke Reaktion danken! Das hat uns noch mehr zusammenwachsen lassen und stärker gemacht. Ich hoffe, dass ich meinen Spielern helfen kann, unsere Ziele zu erreichen. Allen anderen Mannschaften und meinen Trainer-Kollegen wünsche ich ebenfalls viel Erfolg für die Saison!“
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